Das Fauteuil Nr. 221

Die Söhne Thonets waren wohl sehr stolz auf Ihre „Sesseltype 221“, denn sie nannten dieses Modell ausdrücklich im Vorspann ihres Kataloges von 1904, in dem sie einen Abriss der Firmengeschichte und die erfolgreichsten Entwürfe ihrer schon über 100jährigen Geschichte präsentierten. In der Tat ist es eine überzeugende Umsetzung eines Stuhles mit biedermeierlichem Dekor, aber der Stuhl zeigt auch, dass Thonet nicht mehr an der Spitze der Formfindung zukunftsorientierten Designs steht, sondern sich für die Ankurbelung des Umsatzes in der Vergangenheit umsieht. Es dauert noch zwei Jahre, bis Thonet auf den agilen Konkurrenten J. & J. Kohn mit dessen Architektenentwürfen des Wiener Jugendstils reagiert. Im Supplementheft von 1906 sind die ersten modernen Modelle zu sehen.

Der Ladenschwengel auf dem antiken Bild hält sich am Fauteuil dieser Modellserie fest, deren markantes Palmettenornament in alle Ecken der Thonet´schen Produktpalette ausgewuchert ist, um dem Zeitgeist des Salons und seiner kompletten Gestaltung entsprechen zu können. Es gab nicht nur 2- und 3-Sitzerbänke und Tische, nein, alles was Thonet an Möbeln gebaut hatte, gab es nun auch mit Palmette: Kinderstühle, Beistelltische, Regale, sogar die Sperrholz-Sitzplatten waren palmettig ausgeschnitten zu haben. Heute gruselt es uns in solchem Palmettenwald, damals hat man noch drei bis fünf echte Palmen im Topf dazu gestellt, brrr…

Aber einzeln oder als kleine Gruppe kommt der Reiz des guten Entwurfs zurück und erlaubt den visuellen Genuss des Ornaments. Deshalb habe ich immer Sessel und Fauteuils davon im Angebot.

IMPRESSUM