Ende der 20er Jahre, ab 1933 gemeinsam mit Anton Lorenz, beschäftigt sich Luckhardt intensiv mit veränderbaren Sitzmöbeln. Sein Ziel ist ein Sessel, der physiologisch entspanntes Sitzen und Liegen ermöglicht, ohne dass er voreingestellt werden muss. Der Benutzer soll seine gewünschte Position schnell erreichen, sich sofort entspannen und mühelos wieder aufstehen können. Technisch soll das Möbel einfach konstruiert und preiswert herzustellen sein.
Luckhardt geht von der bekannten, empirisch gefundenen Knicklage (s. Schaukelliege Thonet 7500) des bequem liegenden Körpers aus, fragt aber als erster, wie Entspannung wissenschaftlich definiert sei und zu verifizieren wäre. Hans Luckhardts Partner Anton Lorenz finanziert die Entwicklung und übernimmt organisatorische Aufgaben gegen Beteiligung an der Verwertung der Erfindung. 1939 lassen Luckhardt und Lorenz ab 1934 erarbeitete Prototypen im Kaiser-Wilhelm-Institut zur Arbeitsphysiologie in Dortmund von Prof. Dr. Atzler und Prof. Dr. G. Lehmann bewerten. Die Ergebnisse führen zu Änderungen in den Knickwinkeln von Knie und Hüfte.
Mehr Konstrukteur als Gestalter, folgt Luckhardt seinem Grundsatz, zu verwenden was handelsüblich zu haben ist, statt selbst neu zu erfinden. Die Eisenbeschläge zeigen das exemplarisch. Bezeichnend ist, dass Luckhardts Patente sich auf das System, nicht auf die Gestalt des Objekts beziehen. Die Patente sollen mit mehreren Firmen (Opel & Kühne, Zeitz; Fibracier, Paris; Thonet, Paris und Frankenberg) marktfähig gemacht werden. Besonders erfolgreich ist die Zusammenarbeit mit Thonet. Wie weit deren Gestalter auf Entwürfe Einfluss nehmen, ist nicht überliefert.
Ebenso wenig dokumentiert ist die Reihenfolge der Holz- bzw. Stahlrohr-Varianten. Thonets Werbung läßt vermuten, dass zunächst Stahlrohr und erst später Holz verwendet wurden, während Luckhardts letzter Assistent Fridtjof Schliephacke es anders berichtet. Das Modell, an dem Prof. Lehmann seine Bewertung vornimmt, ähnelt einem Serienprodukt von Opel & Kühne aus dem Jahr 1937, ist aber eine Variante von Thonet, Paris. Von Fibracier gibt es eine elegante Version in Aluminiumrohr. Diese Versionen sind auch schon zusammenklappbar. Daneben entwickelt Hans Luckhardt Flugzeugsitze, von denen Thonet Freres 47 Stück für Air France zu Testzwecken herstellt. Mit Junkers kommt er bis zu Prototypen.
Für mehr Einsatzmöglichkeiten entwickelt Hans Luckhardt beständig weiter an den Entspannungsstühlen und an Zusatzgeräten bis in die frühen 50er Jahre, zuletzt mit seinem Assistenten Schliephacke. Der Siesta Medizinal ist insoweit Stellvertreter für die gesamte Umsetzung des Systems Luckhardt und vermittelt durch seine sachliche, konstruktivistische Gestalt den Eindruck von Kompetenz.