Sessel Nr. 90

Zu Beginn der 1880er Jahre sind in der Katalogliteratur zwei Modelle aufgetaucht, die sich grundlegend von der üblichen Gestalt des Thonetstuhls unterscheiden. Der erste ist Modell 90, das bei traditioneller Formensprache einige experimentelle Details zeigt. Sitz, Fußring und Vorderbeine entsprechen der üblichen Konstruktion, wobei eher peinliche Drechseleien an den Vorderbeinen irritieren.

 

Genial dagegen ist die Rückenlehne, deren kantige Hinterbeine kurz über dem Sitz geschlitzt wurden, um die Lehnenelemente aufzunehmen. Diese bestehen aus breiten, sehr dünnen, aber dennoch hochkant gebogenen Latten, die untereinander mit Segeltuchösen verbunden sind. Dieses Detail wurde nicht wieder verwendet, hat es aber bis in die Serienreife geschafft, wie gelegentlich auftauchende Modelle belegen. Noch 1904 ist Modell 90 im Hauptkatalog vertreten.

 

Der zweite dieser Sondermodelle ist Sessel Nr. 91, der den Gedanken des flachen Bandes für die Bauteile aufnimmt und die Spezialschraube benutzt, die beim Nr 90 das Lehnenelement in den Hinterbeinschlitzen fixiert. Auch Nr. 91 hat die traditionelle Formensprache, obwohl die futuristische Konstruktion auch Moderneres hätte inspirieren können.

 

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